Bericht im GA Bonn: Waldfreunde feiern Wald- und Spielefest
Leckeres vom Wegesrand
Duisdorf · Ursula Genius ist Wildkräuterfachfrau und Waldbaden-Trainerin. Beim Wald- und Spielefest der Waldfreunde macht sie mit einem Stand mit.
Von
Stefan Knopp, Generalanzeiger Bonn, 20.06.2024
Für Ursula Genius ist der Spaziergang im Wald wie ein Besuch im Kräutergarten. Am Wegesrand sieht sie nicht nur Grünzeug, sie sieht Gundermann, der sich im Salat
als Geschmackszugabe gut macht, sie findet Giersch – „damit wurde der allererste Almdudler gemacht“ – oder Springkraut. „Das schmeckt ein bisschen nach Kresse“, sagt Genius. Einiges davon wird
sie sammeln, damit sie es am Sonntag präsentieren kann: Am 23. Juni ist sie beim Wald- und Spielefest der Sankt Hubertus Waldfreunde dabei und stellt die Wildkräuter-Station.
Ab 13 Uhr feiert der Verein auf seinem Grillplatz und ringsherum im Staatsforst. Die Klettergerüste sind erneuert, auch eine Schaukel und eine Rutsche gibt es dort
jetzt. Zwischen den Bäumen wird eine Slackline gespannt, auf der die kleinen Besucher ihre Balance testen können. Die rollende Waldschule zeigt ausgestopfte heimische Waldtiere, der Waldpädagoge
und Naturkenner Ralf Linden, mit dem die Waldfreunde schon länger zusammenarbeiten, bietet Basteln mit Naturmaterialien an. Und der Verein konnte Ursula Genius gewinnen, die sich mit Wildkräutern
bestens auskennt.
Gleich am Weg zum Grillplatz hat sie noch etwas gefunden, das man essen kann: die Knoblauchsrauke. Ihre runden und am Rand eingebuchteten Blätter, vor allem die
jungen, schmecken nach Knoblauch. Nicht so intensiv wie die des Bärlauchs. „Da ist ein natürliches Antibiotikum drin“, erklärt Genius, „mehr als im Bärlauch“. Auch die Vogelmiere, der Ampfer und
das Schöllkraut – nicht zum Essen geeignet, aber in der Heilmedizin wurde die gelbe Milch zur Behandlung von Warzen verwendet, weswegen es auch Warzenkraut genannt wird – findet sie dort. Sie
möchte den Kindern vermitteln, dass viele Pflanzen, die man so als Unkraut bezeichnet, durchaus essbar sind.
Es muss nicht dringend der Wald sein
Dafür müsse man gar nicht in den Wald gehen: Genius, die 2016 eine Ausbildung zur Kräuterkennerin gemacht hat, geht auch bei den Leuten in die Gärten und klärt sie
auf: Löwenzahnblätter und Gänseblümchen machen sich prima im Salat, Gundermann, dessen Blätter aussehen wie eine Mini-Version der Knoblauchsrauke, wächst auch überall. Sie bietet außerdem
regelmäßige Wildkräuter-Spaziergänge im Tannenbuscher Grüngürtel an. So etwas könnte sie sich auch in Kooperation mit den Waldfreunden vorstellen, sagt sie.
Die jetzige Vorsitzende Olga Nelles, erzählt sie, hat sie bei einer anderen Form des Walderlebens kennengelernt, die sie auch anbietet: Seit 2018 bietet Genius auch
Waldbaden an. Viele könnten sich darunter erstmal nichts vorstellen. „Viele fragen mich: Muss ich Handtuch und Bikini mitbringen?“ Natürlich nicht. Es geht darum, den Lebensraum Wald mit allen
Sinnen zu erleben und durch Entschleunigung Stress abzubauen. Sie praktiziert die japanische Shinrin-Yoku-Methode, sagt aber, dass Waldbaden auch schon von den Germanen angewendet worden
sei.
Genius und die Waldfreunde freuen sich darauf, am Sonntag mit vielen Besuchern bis 18 Uhr einen schönen entspannten Tag im Wald zu verleben. Der Fokus liegt auf der
Waldpädagogik, aber es gibt auch andere Kinderbespaßung, außerdem Leckeres gegen den Hunger. Informationen zum Fest auf https://www.waldfreunde-duisdorf.de und zu Ursula Genius auf www.naturgenius.de.